Lichtverschmutzung - was ist das?

Der Vollmond war lange Zeit das hellste nächtliche Licht, doch längst überstrahlen Straßenlaternen oder Flutleuchten die

Himmelskörper. Die Nachthelligkeit nimmt inzwischen weltweit um zwei bis sechs Prozent pro Jahr zu.

Der Begriff „Lichtverschmutzung“ bezeichnet die dauernde Abwesenheit völliger Dunkelheit in den davon betroffenen Gebieten der Erde und bewertet diesen Sachverhalt zugleich negativ als eine Art der Umweltverschmutzung. Die größten Verursacher von Lichtverschmutzung sind Großstädte und Industrieanlagen, die die Nacht durch meist künstliche Lichtquellen (Straßenbeleuchtung, Leuchtreklamen, Videowände, Flutlichtanlagen und Industriebeleuchtung) erhellen. Verantwortlich für dieses nach oben geleitete Licht sind vor allem Beleuchtungsanlagen, die ihr Licht weitgehend ungenutzt zu den Seiten und nach oben abstrahlen.

Über Städten wie Hamburg entsteht durch die Abstrahlung ungezählter, künstlicher Lichtquellen, deren Licht in der Atmosphäre gestreut wird, eine regelrechte Lichtglocke. Diese Lichtglocke erhellt uns nicht nur in Hamburg die Nacht, sondern strahlt weit ins Umland hinein und ist etwa auch in der Lüneburger Heide noch gut zu erkennen.

Mauergedenkstätte Berlin
Foto: Saskia Gruchenberg

Auch am Haus und im privaten Garten ist dieses Thema von hoher Relevanz. Eine schöne Beleuchtung hebt die Stimmung, vor allem in den düsteren Wintermonaten. Außerdem helfen Lichter, trotz Dunkelheit den Weg sicher zu finden – auch im

öffentlichen Raum. Hier spielt auch der Faktor Sicherheit in der Diskussion über Lichtverschmutzung eine große Rolle, denn jeder würde vermutlich die beleuchtete Hauptstraße der dunklen Nebengasse vorziehen.

Warum ist Lichtverschmutzung ein Problem?

Dass diese unterschiedlichen Arten von Lichtgestaltung einen Eingriff in die Natur darstellen und unter anderem zum Insektensterben beitragen kann, ist vielen nicht bewusst. Eine einmal entzündete Feuerschale oder eine sanft gedimmte Beleuchtung im Garten stellen sicher noch kein Problem dar. Aber Dauerbeleuchtung durch Lampen entlang von Straßen, Wegen und in Gärten, in Industriebetrieben und Bürohäusern durchaus. Denn die farbliche Zusammensetzung des Kunstlichts bestimmt, ob und wie schädlich Licht für Tiere und Pflanzen ist. Das liegt an Folgendem: Weißes Licht ist die Summe aller Regenbogenfarben und je nach Leuchtmittel-Technologie (beispielsweise Glühlampe, LED oder Leuchtstoffröhren) variiert der Anteil der verschiedenen Farben

im Licht. Licht von Lampen mit hohem Blauanteil wird als „kälter“ wahrgenommen als Licht mit viel Rot. Man spricht deshalb von der Farbtemperatur (Einheit: Kelvin). Je höher diese ist, umso „kälter“ das Licht. Tageslicht hat typischerweise eine Farbtemperatur von 6500 Kelvin, während Kerzenlicht Farbtemperaturen um die 1500 Kelvin hat. Von Bhutajata – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0

Lichtquellen mit hohen Farbtemperaturen (hoher Blauanteil, also „kaltes“ Licht) sowie hohen UV- und Infrarot-Anteilen „verschmutzen“ die Umwelt bei gleicher Lichtleistung stärker, als warme Lichtfarben. Denn hohe Farbtemperaturen ziehen besonders stark Insekten (unter denen die Schmetterlinge eine der artenreichsten Ordnungen bilden) an. Auch greifen sie etwa in den Melatonin-Haushalt ein und bringen damit die natürlichen Rhythmen von Tieren, Pflanzen und Menschen

durcheinander. Sie können sich negativ auf den Tag-Nacht-Rhythmus aller Lebewesen und das Brutverhalten von Vögeln auswirken, aber auch der Wachstumszyklus von Pflanzen wird empfindlich gestört. Insekten sind stark von natürlichen Lichtquellen wie Mond und Sternen abhängig, um sich zu orientieren, Nahrung zu finden und sich fortzupflanzen. Künstliche Lichtquellen können diese natürlichen Signale überstrahlen und so Verwirrung stiften. Die Folgen:

Die Zahl der Insekten sinkt rapide. Von 1990 bis 2017 ging die Biomasse der Fluginsekten in den untersuchten Naturschutzgebieten um 75 % zurück, das zeigt eine Studie des Entomologischen Vereins Krefeld. Dafür sind natürlich viele unterschiedliche Ursachen verantwortlich, aber eben auch die Auswirkungen von nächtlicher Kunstbeleuchtung. Sie sind gut dokumentiert.

Rund 60 Prozent der Insekten, darunter zahlreiche Bestäuber, sind überwiegend nachtaktiv. Sie orientieren sich an den künstlichen Lichtquellen, ändern ihre Flugrichtung und umkreisen diese spiralförmig, bis sie durch die völlige Erschöpfung verenden oder an den heißen Lampen verbrennen. Untersuchungen aus dem Jahr 2000 zeigen, dass in Deutschland an einer einzigen Straßenlampe in jeder Sommernacht durchschnittlich 150 Insekten zugrunde gehen. Wird das auf die ca. 6,8 Millionen Straßenlaternen auf deutschen Straßen hochgerechnet, ergibt dies jede Nacht über eine Milliarde Insekten. Zahlreiche andere Lichtquellen wie die Beleuchtung von Gewerbe- und Industriegebieten, Werbeflächen oder Privathaushalten sind dabei noch nicht berücksichtigt.

Bild: Flickr Autor dbgg1979 / CC by 4.0

Wie kann man Lichtverschmutzung in seinem Garten vermeiden?

Konflikte zwischen künstlichem Licht und Natur können häufig relativ einfach vermieden werden. Allgemeingültige Minderungsmaßnahmen können sein:

  • Überlegen Sie, ob wirklich alle Lichtquellen in Ihrem Garten notwendig sind. Oft reicht es, nur bestimmte Bereiche zu beleuchten und den Rest in natürlicher Dunkelheit zu belassen.

  • Reduzieren Sie insbesondere die Beleuchtungsintensität und Beleuchtungsdauer.

  • Für gute Sicht ist die gleichmäßige Ausleuchtung wichtiger als große Helligkeit.

  • Setzen Sie richtig eingestellte Bewegungsmelder, Zeitschaltuhren, Dämmerungsschalter, Dimmern u.ä. ein, um die Beleuchtung ohne Verlust an Funktionalität (zeitweise) zu reduzieren.

  • Beleuchten Sie Hausnummern nicht zu grell.

  • Bringen Sie Lichtquellen möglichst niedrig an.

  • Verwenden Sie Lampengehäuse, die gegen das Eindringen von Insekten abgeschirmt sind und eine maximale Oberflächentemperatur von 60°C erreichen.

  • Verwenden Sie ferner Lichtquellen mit Richtcharakteristik nach unten, die ausschließlich die Zielfläche beleuchten, um die Abstrahlung auf angrenzende Flächen (vor allem Gehölze, Gewässer und andere Biotope) zu verhindern.

  • Verzichten Sie auch auf Solarlampen. Ihr Akku wird tagsüber durch das Sonnenlicht aufgeladen und leuchtet dann bei Dunkelheit unnötigerweise so lange, bis der Akku wieder leer ist. Sie sollten daher, solange sie nicht abschaltbar sind, nicht verwendet werden.
  • Warmes, bernsteinfarbenes Licht mit mehr Rotanteilen zieht Insekten weniger an, als kaltes Licht mit Blauanteilen. Empfehlenswert sind Lichtfarben bis maximal 3000 Kelvin, optimal sind laut Studien 2200 Kelvin. Idealerweise sogenannte Amber LED-Leuchtmittel mit bernsteinfarbem Farbspektrum (1700-2200 Kelvin) nutzen.
  • Verzichten Sie unbedingt auf dezidiert nur nach oben strahlende Leuchtkörper (etwa Skybeamer, Laser-Flutlichteffekte, Bodenleuchten) und Kugelleuchten.
Lampen richtig anwenden Grafik: Projekt Sternenpark Schwäbische Alb, www.sternenpark-schwaebische-alb.de

Durch diese Maßnahmen können Sie dazu beitragen, die Auswirkungen von Lichtverschmutzung auf Insekten zu minimieren. Ein insektenfreundlicher Garten trägt nicht nur zum Schutz der Artenvielfalt bei, sondern schafft auch eine angenehme und natürliche Atmosphäre. Indem wir bewusster mit künstlichem Licht umgehen, leisten wir einen wertvollen Beitrag zum Schutz unserer Umwelt.