Der Nachtkerzenschwärmer (Proserpinus proserpina) - Ein Kolibri unter den Schwärmern

Schwärmt man gerne, dann darf man das auch vom Nachtkerzenschwärmer, der von Haus aus zu den Nachtfaltern gehört und bei Dämmerung aktiv ist. Er ist ein Meister der Tarnung und lebt tagsüber gut zwischen den Pflanzen versteckt.

Deshalb bekommen ihn die meisten von uns auch nicht zusehen. Das ist sehr schade, denn der 4,5 cm große Falter hat ein sehr eigenes Erscheinungsbild. Seine gezackten Flügelränder und die grünen Vorderflügel, sowie der lange Saugrüssel, sind nicht alltäglich. Er ist ein Blütenbesucher, der in der Dämmerung im Schwirrflug, ähnlich wie ein Kolibri, vor den Blüten steht und mit dem Saugrüssel Nektar aufnimmt.

Bei uns schwärmen die Nachtkerzenschwärmer ab Ende April bis Mitte Juli. Von trockenwarmen Standorten, auf denen nektarreiche Blüten wie Natternkopf, Wiesensalbei und verschiedene Nelkengewächse wachsen, lassen sie sich magisch anziehen. Sie haben gut ausgebildete Saugrüssel und lieben besonders den Nektar von Schmetterlingsblütlern sowie Geißblattgewächsen.

(c) Lucarelli, CC BY-SA 3.0 - via Wikimedia Commons
Foto: Sonja Haase
Die Raupe des Schwärmers ist an Wirtspflanzen der Familie der Nachtkerzengewächse gebunden, und so findet man typische Fraßspuren an den Blättern von Weidenröschen, Nachtkerzen oder sogar den oft in Kübeln gepflanzten Fuchsien. Die Raupen werden vor allem zwischen Mitte Juni und Ende Juli gesichtet. Anfänglich grün hinter den Ohren und tagaktiv, werden sie im letzten Stadium dann vorwiegend schwarzbraun und nachtaktiv. Sie wandern, nachdem sie ausgewachsen sind, auf der Suche nach einem geeigneten Verpuppungsort, über 100 m weit. Dabei werden sie leider häufig auf Wegen oder Straßen zu Verkehrsopfern.

Zum Ende des Sommers ist die Puppe des Falters im Überwinterungsstadium. Bis zum kommenden Frühjahr verbringen sie den Winter in einer oberflächennahen Erdhöhle. Was erneut Gefahren birgt, denn durch Bodenumbruch oder starke Verdichtung finden die Puppen oft den Tod. Lässt man den Boden im Garten bis Mitte Mai ruhen, rettet man Falterleben, nicht nur die des Nachtkerzenschwärmers, sondern auch andere Arten in diesem Ruhestadium.
Die Falter sind bei uns in Hamburg nicht häufig zu finden und haben europaweit einen besonderen Schutzstatus. Wie Haselmaus und Zauneidechse gehört der Nachtkerzenschwärmer zu den streng geschützten Arten des Anhangs IV der Flora Fauna Habitat Richtlinie. Es ist eine europarechtlich streng geschützte Falterart, die bei einem Vorkommen schon mal ein Bauprojekt ins Wanken bringen kann. Leider werden sie aber häufig erst gar nicht wahrgenommen.
Der Nachtkerzenschwärmer ist nicht nur eine schöne und interessante, sondern auch eine besonders schützenswerte Art, der nicht nur Sie bei Sichtung an einem schönen lauen Sommerabend zum Schwärmen verführen könnte. Auch unsere Fledermäuse interessieren sich für die Nachtfalter. Ihr Interesse oder schwärmen für den kleinen Kolibri der Nacht ist jedoch etwas pragmatischer.

Dipl.Biologin Heidi Mayerhöfer